Von Robert Klages

Für das Zusammenleben in der Großstadt ist Umsicht wichtig: im Straßenverkehr, im Alltag, beim Einkaufen. Wenn man nur einmal den Schulterblick vergisst oder die Autotür nach dem Parken aufschlägt – kann sowas schwerwiegende Folgen haben. Ebenso bei Rot über eine Ampel zu radeln. Man kann froh sein, wenn überhaupt eine Ampel da ist. An manchen Straßen im Bezirk fehlen diese gerne mal – gelegentlich hat man es schwer, überhaupt über die Straße zu kommen. Dies berichten mir immer wieder zahlreiche Leser*innen. Umso wichtiger ist es, dass Ihr aufeinander achtet. Hektik ist gefährlich. 

So ist es auch im Sozialen: Manchmal merkt man kaum, wie man mit einem blöden Kommentar oder einem abwertenden Blick den Mitmenschen den Tag vermiest. Schaut aufeinander. Gerade bei der Hitze im Sommer haben es ältere Menschen etwas schwerer, durch die Stadt zu kommen. Obdachlose leiden unter der Hitze, es ist für sie oftmals gefährlicher als Kälte. Ich sehe oft, dass Lichtenberger*innen Wasserflaschen für die Obdachlosen mitbringen oder sogar etwas zu Essen. Das ist gelebte Rücksicht. 

Manchmal reichen auch Worte: schimpft nicht auf die Obdachlosen, auch wenn euch diese manchmal nerven. Denkt immer daran, dass es uns allen so ergehen kann: Ein, zwei schlechte Jahre – es sind schon Leute auf der Straße gelandet, die eigentlich sicher im Leben standen. An dem diesjährigen Workshop für „Kiezreporter*innen“ hat auch ein ehemaliger Obdachloser teilgenommen: André Hoek. Er weiß wie wohl kein Zweiter, wie schnell es gehen kann. Runter sowie rauf im Leben. Und wie schnell einen das alltägliche Leben runterziehen kann, wenn es einmal nicht so läuft. 

In seiner Reportage klärt er uns auf: Denn die Obdachlosen haben es nicht gut und liegen nicht den ganzen Tag auf der Wiese in der Sonne und trinken Bier, wie einige vielleicht im Vorbeigehen denken könnten und wohl auch anmerken. Der Eindruck täuscht, meint Hoek. Die Obdachlosen leiden unter massiver Ausgrenzung durch die Bevölkerung, die Behörden und Krankenhäuser. 

Die diesjährigen Reporter*innen haben über interessante Themen geschrieben: die gemeinschaftliche Nutzung des Friedhofs der Sozialisten, das Barnim-Gymnasium, den Eiskiosk am Freiaplatz, Lastenräder im Kiez und eine Liebeserklärung an Lichtenberg gibt es auch. 

Viel Spaß beim Lesen wünscht Robert Klages, Autor des wöchentlichen Tagesspiegel-Bezirksnewsletters für Lichtenberg, Autor von Kurzgeschichten und Dozent des Workshops „Kiezreporter*innen-Uni“.

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