Von Dayana Dreke

Während die junge Dame ihr Sonntagsfrühstücksei öffnet, springt ihr Kater Mokka ganz frech auf den Schoß und versucht ans Ei zu kommen. Amüsiert drückt sie den Kater weg, der noch beim Sprung herunter versucht, ein bisschen Butter vom Brötchen zu ergattern und sich dann einfach einen neuen Schoß sucht. Solche Szenen sieht man/frau oft in Berlins wohl größtem Katzencafé, wo Mokka zusammen mit fünf anderen liebenswürdigen Schmusekatzen den Besuchenden das Kaffeetrinken mit leckeren Kuchen oder herzhaften Speisen versüßt.

Inspiriert wurde Hanna Franz, die junge Betreiberin des Cafés BaristaCats, durch Katzencafés in Asien, wo in Taiwan das erste Café dieser Art 1998 öffnete. Als Tochter eines gastronomieerfahrenen Pärchens, das im Schwarzwald sein eigenes Hotel betreibt, setzte sie dieses noch recht neue Konzept in Berlin um. Eigentlich studierte sie Webdesign in Freiburg, aber „ich sah mich nicht gern den ganzen Tag im Büro sitzend und war auch schon immer Katzenliebhaberin“. Bis zur Eröffnung ihres eigenen Cafés musste sie jedoch mit zahlreichen bürokratischen Hürden kämpfen: von der Suche eines geeigneten Standortes mit Garten, über einen Sachkundekurs zur Katzenhaltung bis zur Prüfung nicht nur vom Gesundheitsamt, sondern auch dem Veterinäramt. „Gemäß dem Tierschutzgesetz betreibe ich eine gewerbliche Zurschaustellung von Katzen“, erklärt leicht schmunzelnd die Café-Besitzerin. Auflagen schreiben klar vor, dass es zum Schutz der Tiere einen Rückzugsraum gibt und für die Lebensmittelhygiene das Essen in separaten Räumen zubereitet wird.

Im Sommer 2015 wurde das Katzencafé zunächst mit drei Katzen eröffnet, die über die Tierhilfe Anubis als Straßenkatzen aus Spanien und der Ukraine gerettet wurden. Inzwischen tummeln sich doppelt so viele Katzen im Café, welches anheimelnd im „Shabby Chic“-Landhaus-Stil eingerichtet wurde: von den einladenden Außenpavillons im Vintage-Look, über den grünen Garten mit Katzenspielplatz bis zur pastellfarbenen Inneneinrichtung mit liebevollem Blick fürs Detail. Die gemütliche Atmosphäre entsteht auch durch die intime Nähe zu den Tischnachbarn, mit denen man vor allem über die Katzen schnell ins Gespräch kommt. So hat eine Enkelin ihre katzenliebende Oma aus Zehlendorf hierher eingeladen, und zwei junge Frauen aus Neukölln haben ihrer Freundin zum 30. Geburtstag dem Wunsch vom „Katzentag“ erfüllt. Sie kamen dazu gleich selbst verkleidet als Katzen.

Tatsächlich befindet sich das Katzencafé nicht wie vermutet in einem von Berlins bekannten Szene-Bezirken, sondern im Außenbezirk Lichtenberg – dort wo vorher das Familiencafé „Villa Käsekuchen“ war, dessen Besitzer in Rente gingen. In der Innenstadt gäbe es zwar mehr Laufkunden, aber Hanna Franz investierte lieber in ein preiswerteres Grundstück mit Garten für die Katzen und betont lächelnd „dadurch habe ich auch mehr Freiraum zur Umsetzung meiner Ideen“. Die Herausforderung bleibt jedoch der weitere Aufbau einer Stammkundschaft. Derzeit sind die meisten zwischen 40 und 80 Jahre alt. Oft sind unter den Gästen einige junge Familien.

Ihr Vater hatte Hanna bereits darauf vorbereitet, dass die ersten zwei bis drei Jahre immer schwierig sind, doch mittlerweile „läuft der Laden“. Im August feiert das Katzencafé sein dreijähriges Bestehen und es kommen inzwischen sogar Gäste aus Frankreich, der Schweiz und Amerika. Es scheint sich herumzusprechen, dass Katzencafés eine besondere Möglichkeit darstellen, sich durch den Kontakt mit den Schmusekatzen zu entspannen und Stress abzubauen – und nebenbei neue Kontakte zu knüpfen.

Fotos: Cornelia Kwanka, Dayana Dreke

WEBSITE www.katzencafe-berlin.de

ADRESSE Malchower Weg 68 – 13053, Berlin

KONTAKT +49 30 91 57 80 69

ÖFFNUNGSZEITEN täglich 13-19 Uhr, sonntags & feiertags: Frühstück ab 11 Uhr – nur mit Reservierung

 

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Dieser Artikel entstand im Rahmen des Workshops für journalistisches Schreiben mit Marcel Gäding. Organisiert wurde der Workshop in der Zusammenarbeit des Stadtteilzentrums Lichtenberg Nord und der Margarete-Steffin-Volkshochschule.

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