… auf dem Bahnhof Karlshorst und der Treskowallee
Von Anke Hauschke
Die Sommerferien sind zu Ende, die Schule hat wieder angefangen. Wie sieht es da mit der Schulwegsicherheit in Karlshorst aus? Viel hat sich in den letzten Wochen auf der Großbaustelle Bahnhof Karlshorst/Treskowallee verändert. Die ganze Baustelle ist nun auf eine Straßenseite gewechselt und die Zu- und Abfahrten zu Rheinstein-, Ehrenfels- und Stolzenfelsstraße (Linienverkehr frei) wurden abgetrennt.
Dabei ist auch eine Ampel weggefallen. Nicht irgendeine Ampel, sondern die am häufigsten genutzte Fußgänger-Ampel in der Nähe des Bahnhofs Karlshorst. Es sind zwar auch andere Ampeln vorhanden, diese sind aber weiter weg und nur mit Umwegen zu erreichen. (Wie weit? Wer das wissen möchte, braucht nur einmal auf das erste Foto oben zu schauen und zu suchen.)
Auch die Alternative, die Nutzung der Bahnbrücke, ist umständlich: Treppe rauf, die Treskowallee überqueren, Treppe runter. Hektik, Automatismus oder ein Tunnelblick verführt viele dazu, die Treskowallee ohne Ampel zu überqueren. In der Nähe der alten Ampel ist nämlich die Baustelle unterbrochen, dort darf eigentlich nur der Bus fahren. Eigentlich. Denn genau dort fahren Autos, Radfahrer, schieben Menschen ihr Rad, ihren Kinderwagen oder ihren Rollator über die Hauptstraße. Inzwischen kommen noch die Schulkinder dazu, die mit dem Rad fahren oder zur Straßenbahnhaltestelle Richtung Schöneweide wollen. Diese wurde gegenüber zur neuen Übergangshaltestelle Carlsgarten verschoben. Beides führt zu einer Gefahrensituation in der Treskowallee, die unübersichtlich und riskant ist.
Was passieren kann, wenn ohne Ampel eine Straße überquert wird, hat ein tragischer Verkehrsunfall bewiesen. Am 7. Juni 2019 wollte eine Ecke weiter (Ehrlichstraße Ecke Eginhardstraße) eine gehbehinderte Frau eine Straße ohne Ampel überqueren. Dabei ist diese tödlich verunglückt.
Trotz alledem wird von der BVG und Verkehrslenkung nichts gegen die Gefahrenstelle unternommen, weil die Querungsmöglichkeiten als ausreichend angesehen werden. Original-Zitat aus der Antwort der BVG zur Gefahrenstelle: „Wir bitten Sie, sich von diesem Fehlverhalten weder beeindrucken noch irritieren zu lassen, geschweige denn dieses nachzuahmen. Wie Sie ja schon richtig erkannt haben, gibt es eine Ampel und diese gilt es auch zu benutzen.“ Aus einer anderen Mail: „Aus diesem Grund unser ernstgemeinter, pädagogischer Rat an Sie: Gehen Sie mit Ihrem Kind die Strecken ab, wo eine Überquerung problemlos möglich ist. Erklären Sie Ihrem Kind und auch den Freunden Ihres Kindes, was rechtlich korrekt und was absolut verboten ist.“
Wenige Meter weiter befindet sich der Bahnhof Karlshorst. Dank gratis Fahrkarten werden viele Schulkinder auf den Öffentlichen Personennahverkehr umsteigen und mehr als vorher die S-Bahn nutzen. Auch hier sind erhebliche Schulwegsicherheitsmängel vorhanden. Bis zum Jahresende 2019 ist kein Fluchtweg und Ausgang stadtauswärts vorhanden. Darüber hinaus ist die Mitte des Bahnsteigs beinahe über die ganze Länge des Bahnsteiges abgesperrt und wegen der Baustelle nicht zugänglich. Damit steht auch der sicherste Bereich des Bahnhofs keinem Schulkind zur Verfügung.
Zum fehlenden sicheren Bereich kommt das fehlende Dach hinzu. Bei jedem Extremwetter wie Temperaturen an die 40 Grad, Orkanböen, Hagel, Gewitter, Sturm und in wenigen Wochen wieder Schnee und Eis sind die Gefahren für Schulkinder und die insgesamt täglich 20.000 Fahrgäste groß. Und die Gefahr nimmt zu, denn die Extremwetterlagen nehmen zu. Geplant war seinerzeit für die komplette Bahnhofswiederherstellung ein Jahr, derzeit ist eine Bauzeit von etwa 1.000 Tagen geplant. Ob das überhaupt zu halten ist, bleibt offen und unter anderem von der Genehmigung einer Sperrung abhängig. Diese wurde vor 3,5 Jahren beantragt.
Wann der Bahnhof durch ein Dach und die Treskowallee wieder sicherer werden, ist offen. Fest steht, dass beide Gefahrenstellen bestehen und nicht von allein weggehen werden. Das Ende der Bauarbeiten hängt ebenso vom Wetter ab, wie die Sicherheit der Fahrgäste und Schulkinder. Bleibt nur die Hoffnung auf gutes Wetter, ein Dass-nichts-passiert-Wunder und keinerlei Bauverzögerung möglichst bis Ende 2020. Realistisch?