Kiezkollektiv – 4 Mädels rocken den Kiez

Sarah, Lenka, Jule und Nora sind Lichtenbergerinnen aus dem Weitlingkiez. Und zusammen sind sie das Kiezkollektiv. Sie sind Nachbarinnen, Freundinnen, jung, kreativ und sie wollten im Weitlingkiez nicht nur wohnen sondern leben.

Eine Idee war geboren – mehr Leben in die Nachbarschaft bringen.

Sie suchten nach einem Ort und fanden den Heinrichtreff. Ein Garten mit Spielplatz, Bäumen, Blumen, Bänken und genügend Platz. Der Garten in der Heinrichstraße 32 gehört der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Berlin Lichtenberg und er ist ein öffentlicher Ort für alle. Mittwochscafe, Feuerabende, Saisoneröffnungsparty … warum nicht auch Konzertabende?

Die 4 Frauen vom Kiezkollektiv entwickelten ein Konzept, schrieben eine Bewerbung für den Bezirkskulturfond und sie bekamen den Zuschlag für 2018.

Der Bezirk schaffte damit die finanzielle Grundlage. Frauenpower, Ideen, Engagement und vor allem viel Herzblut brachten Sarah, Lenka, Jule und Nora mit.

3 Sommerkonzerte im Abstand von 14 Tagen sollte es geben. Bands wurden gebucht, die Werbetrommel kräftig gerührt, Getränke und Bratwurst besorgt. Wochenlang schien jeden Tag die Sonne. Die Natur lechzte nach Regen, die Menschen verbrachten die lauen Abende draußen. Doch am Tag des ersten Sommerkonzerts, am 12. Juli weinte der Himmel. Die Nachbarn verkrümelten sich in ihre Wohnungen. Ich mich auch. Die Bühne zog in die Kirche nebenan, der Zeitplan kam durch den Umzug ins Schleudern … am Ende kamen nur ein paar wenige Leute vorbei. Doch entmutigen ließen sich die Freundinnen davon nicht.

2 Wochen später sah die Welt schon anders aus. Die Sonne schien und als ich mit meinem Fahrrad um die Ecke bog, wiesen mir die Hinweise mit Sprühkreide den Weg zum Heinrichtreff. Im Garten spielten Kinder, die Eltern saßen auf den Bänken, unterhielten sich mit anderen Eltern und sahen den Kindern beim Spielen zu. Auf der Bühne wurde gewerkelt, der Grill räucherte sein Versprechen auf eine Bratwurst und mehr in die Luft und die Getränke waren gut gekühlt. Den Konzertabend eröffneten dann die Marzahner Musiker von Angry & Fork und brachten mit Ihren poppigen Songs die Beine der Leute zum Wippen, die Nachbarn zum Mitsingen und alle hatten ein Lächeln auf den Lippen.

Im Laufe des Abends wandelte sich das Publikum. Die Kinder gingen, die Musikfans aus der Nachbarschaft kamen. Es war eine bunte Mischung aus alt und jung. Bier (leider aus Dosen), Radler und andere Getränke stillten den Durst, der Grill wurde leer gefuttert und die 2. Band aus Potsdam – Ernstgemeint – brachten mit Ihren lustigen Texten die Menschen zum Schmunzeln und Mitsingen. Pünktlich zu Sperrstunde verstummten dann die Musiker und alle räumten glücklich über den schönen Abend im Kiez um die Ecke gemeinsam auf.

Am 09.08. gab es dann das 3. Sommerabendkiezkonzert. Das Wetter heiß und trocken und wenn auch die Wetterfrösche mit Gewittern drohten – diesmal ließen sich die Wolken Zeit. Gestartet wurde wird mit brasilianischer Musik und ein Singer/Songwriter sorgte für den 2. Gang. Beim meinem Eintreffen wippten schon die Hüften der Gäste zu den sommerlichen Rhythmen von Nóz. Später tanzten sogar einige an diesem Abend. Ich war für ein Stündchen dabei und habe es wieder genossen, mich nicht auf den Weg ans andere Ende der Stadt machen zu müssen, keine teuren Tickets schon Monate vorher zu besorgen und den Sommerabend nach der Hitze des Tages ganz spontan mit Nachbarn ausklingen lassen zu können.

Alle Konzerte waren übrigens umsonst und wer die Musik mochte, konnte sich noch den Soundtrack des Abends auf CD gebrannt mit nach Hause nehmen. Dosenbier gibt’s auch nicht mehr. Mehrweggeschirr sorgt für wenig Müll und die abwechslungsreiche Musikmischung für gute Laune.

Das Finale bildet dann am 25.08. die Kultour durch den Weitlingkiez auf dem Münsterlandplatz. Das Programm bietet Unterhaltsames für die ganze Familie. Musik, Theater, Chor, Flohmarkt, Essen, Getränke … und noch viel mehr wird angeboten.

Ab mittags lebt der Weitlingkiez und seine Bewohner und Bewohnerinnen.

Oma, Opa, Kind und Kegel, Verliebte und Verlobte … alle sind eingeladen und es wird ganz sicher ein wundervolles Fest. Sarah, Lenka, Jule und Nora haben all Ihr Herzblut und Ihre Freizeit investiert … nun ist es an Ihnen, das Fest mit Leben, Lachen und guter Laune zu garnieren.

Und wenn alle ganz fest an diese Idee glauben, geht es im nächsten Jahr hoffentlich weiter mit dem Kiezkollektiv.

Fotos: Simone Richter, Steffen Wollmann