VON MARCEL GÄDING

 

Alles Gute zum Fünfzigsten!

Wenn ein Menschenkind das 50. Lebensjahr vollendet, stellt sich im Freundes- und Familienkreis meist dieselbe Frage: Was schenken wir ihr oder ihm? Jemandem, der eigentlich schon alles hat? Einen Gutschein für eine Weltreise oder für ein paar erholsame Stunden in einem Wellnesstempel? Hier und da ist zu lesen: 50 ist das neue 40. Und irgendwie ist da ja auch was dran. Gefühlt gehörten Menschen ab 50 früher fast schon zum „alten Eisen“. Heute haben wir das Gefühl, dass mit 50 die wirklich spannenden Jahre des Lebens erst noch beginnen.

In gut zehn Monaten wird der Fennpfuhl 50 Jahre alt, wobei das eigentlich so nicht korrekt ist. Denn das Jubiläum, das 2022 mit vielen Veranstaltungen gefeiert wird, gilt dem Wohngebiet, für das am 1. Dezember 1972 der Grundstein gelegt wurde. Danach entstanden und um das kleine, stehende Gewässer zwischen der heutigen Landsberger Allee und dem Weißenseer Weg, zwischen Storkower und Hohenschönhauser Straße große und kleinere Mehrfamilienhäuser, die in industrieller Bauweise und alle dem Anspruch folgend errichtet wurden, den Bedürfnissen der künftigen Bewohner*innen gerecht zu werden. Die neuen Wohnungen wurden nicht nur mit zentraler Wärme und Warmwasser versorgt, sie waren zudem auch noch praktisch geschnitten. Zum Einkaufen mussten die Neu-Fennpfuhler*innen nicht quer durch die Stadt. Was sie zu besorgen hatten, konnten sie im Kiez erledigen. Einrichtungen der sozialen Infrastruktur – darunter Kinderkrippen, Kindergärten, Schulen, Bibliothek, Schwimmhallen und Wohngebietsgaststätten – wurden gleich mitgeplant und in das neue Viertel integriert. Was damals auf den Flächen einstiger Kleingartenanlagen entstand, kann sich heute bei Architekturbegeisterten durchaus mit Projekten wie dem Hansa-Viertel in Tiergarten oder der Großsiedlung Marzahn vergleichen lassen. Es ist nicht übertrieben zu behaupten, dass wohnungspolitisch und architektonisch seinerseits rund um den Fennpfuhl Geschichte geschrieben wurde. Auch deshalb, weil viele am Fennpfuhl entstandene Ideen im späteren DDR-Wohnungsbau fest verankert wurden.

Heute ist der Fennpfuhl ein grüner, vitaler Stadtteil von Lichtenberg. Und an Stillstand ist nicht zu denken. Neue Familien ziehen in den Kiez, Singles, Künstler*innen, Kreative und Bodenständige. Die sanierten Wohngebäude haben nicht an Anziehungskraft verloren. Es mag an der zentralen Lage des Wohngebietes Fennpfuhl liegen, aber auch an den noch „bezahlbaren“ Mieten, dass Wohnungen nach wie vor stark nachgefragt sind. Damals wie heute leben hier Menschen, die aus aller Welt kommen und im Fennpfuhl eine Heimat finden. Viele von ihnen fühlen sich ihrem Stadtteil derart verbunden, dass sie nie wieder woanders leben möchten.

Der vorliegende KiezBlick entstand in einem weiteren Workshop der Volkshochschule Lichtenberg und mit tatkräftiger Unterstützung der Stadtteilkoordination Fennpfuhl. In ihm kommen dieses Mal Menschen zu Wort, die den Kiez prägen. Unsere Autor*innen lassen alte Bekannte sprechen, die schon lange etwas sagen wollten. Mit dem KiezBlick wollen wir einen Auftakt wagen zu einem besonderen Projekt, das wir 2022 mit dem rührigen Bürgerverein Fennpfuhl angehen. Im 50. Jubiläumsjahr wollen wir dem Kiez ein kleines Denkmal setzen – indem wir 50 Menschen vorstellen, die den Fennpfuhl prägen oder prägten. Sie dürfen also gespannt sein.

Kommen wir zurück zu der Frage, was wir dem Jubilar schenken? Wünschen wir dem Fennpfuhl, dass er weiter so lebendig ist, dass ihm sein Grün erhalten bleibt und dass er Menschen Freiräume bietet. Dass er immer darauf zählen kann, dass seine Bewohner*innen sich für ihn engagieren und ihn, wo es notwendig ist, auch verteidigen.

Im Namen des KiezBlick-Teams wünsche ich viel Spaß beim Lesen!

Unser Autor ist Herausgeber der lokalen Monatszeitung „Bezirks-Journal“. Im Auftrag der Volkshochschule Lichtenberg leitet er regelmäßig die Kiezreporter*innen-Workshops.

Foto: Ksenia Porechina

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